In meinem letzten Artikel über Atlixco habe ich dir schon verraten, dass die Weiterreise nach Guanajuato anstand. Die 2-monatige Reise durch Mexiko neigte sich langsam dem Ende zu. Ursprünglich war angedacht, die letzten Tage in Mexiko-Stadt zu verbringen. Von dort ging nämlich unser Flug nach Brasilien. Doch wie es der Zufall wollte, haben wir uns in einem kleinen Küstenort in Oaxaca mit einem Mexikaner angefreundet. Er hat uns zu sich nach Hause eingeladen, weshalb wir die Route etwas ausgedehnt haben und uns noch den Staat Guanajuato angeschaut haben.
Das Beste für mich war, das Alltagsleben mitzuerleben. Unser Freund – unter uns heißt er „Uncle“, weil er dem Onkel meines Freundes sehr ähnelt – hat sich wirklich bemüht, uns das wahre mexikanische Leben zu zeigen. Wir haben versteckte Food Spots der Locals gezeigt bekommen und wurden in seinen Freundeskreis integriert. Wir haben in der Zeit unfassbar viele tolle Menschen kennengelernt und große Gastfreundschaft und Herzlichkeit gespürt. Was auch immer die Medien von Mexiko berichten mögen, die Mexikaner sind wirklich klasse, wenn es um Gastfreundschaft geht.
Was gibt es in Guanajuato zu sehen?
Der Staat Guanajuato liegt im Herzen Mexikos, ein wenig nordwestlich von Mexiko-Stadt. Er punktet mit einigen malerischen Orten, in denen auch Internationals gerne zuhause sind. Du hast die Wahl zwischen traditionelleren Orten und touristischen Städten. Ich gebe dir eine Auswahl von den Städten, die ich sehen durfte. Praktischerweise waren wir mobil mit einem Auto und Motorrädern. Doch mit dem ADO Bus (das Busmonopol Mexikos) oder mit einer Mitfahrgelegenheit über Blablacar dürftest du auch gut zu den bekannteren Städten gelangen. Die kleinen Dörfer sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwieriger erreichbar. Entscheide also nach deinem Reisestil, welche Ziele sich lohnen und machbar sind.
Ansonsten gibt es viele Touren und Tagesausflüge, mit denen du die verschiedenen Orte besichtigen kannst. Dabei bist du ganz unabhängig von den öffentlichen Verkehrsmitteln und hast stets einen mexikanischen Guide an deiner Seite.
Celaya in Guanajuato
Wir haben uns vorwiegend in Celaya aufgehalten, dem Wohnort von „Uncle“. Die Stadt hat ihre zwei Seiten würde ich behaupten. Die eine Seite ist industrieller geprägt. Du findest besonders viele Autohersteller, die ihre Waren transportieren und die fertigen Autos mit dem Zug verschiffen. Auf der anderen Seite hat mich vor allem das Zentrum Celayas überrascht. Es ist unerwartet groß und weitläufig, mit mehreren Zócalos an verschiedenen Stellen. Rundherum gibt es penibel gepflegte Parks. Die Bewohner kommen hier gerne zusammen, sogar am Abend ist hier noch einiges los.
Bei unserer privaten Stadtführung sind wir bei einem Tanzevent am helllichten Tag vorbeigekommen. Mitten auf dem Hauptplatz schallte laute mexikanische Musik und Tanzpaare allen Alters wirbelten über das Pflaster. Gute Laune und Leichtigkeit stehen hier ganz oben auf dem Programm!
Ansonsten haben wir viele kleine Märkte (tianguis) besucht, die mir richtig gut gefallen haben. Die Märkte sehen einfacher aus, doch die Waren sind super frisch und total günstig. Ein riesiger Unterschied zu Yucatán zu Beginn der Reise. Für 2 Ananas und 2 Brokkoli haben wir jeweils nur $10 Peso gezahlt (etwa 0,50 €). Verpasse also auf jeden Fall nicht die Märkte, wenn es dich nach Celaya verschlägt!
San Miguel de Allende & Dolores Hidalgo
San Miguel und Hidalgo waren ein klares Highlight bzw. nicht nur eins. Der gesamte Ausflug war aufregend. Ein Freund hatte uns seine Motorräder ausgeliehen, sodass wir einen coolen Tagestrip unternehmen konnten. Von Celaya ging es 50 km Richtung Norden. Auf dem Weg haben wir noch einen Zwischenstopp direkt an der „Autobahn“ gemacht. Dort gab es das 2. Highlight des Tages für mich. In diesem unscheinbaren Lokal mitten an der Hauptstraße habe ich das leckerste Frühstück überhaupt gegessen. 3 mexikanische Frauen vor 4 Riesentöpfen und eine unfassbare Gaumenfreude! An sich hatte ich die Kombi schon oft gegessen: mexikanischer Reis mit Bohnen und geschmortem Gemüse. Ich weiß nicht, ob ihre Zutaten einfach besonders frisch waren, aber ich habe jede Gabel außerordentlich genossen. Schon bei der Erinnerung läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen.
Dann ging es weiter nach San Miguel de Allende und das war zuerst ein Schock. Die Stadt ist wirklich schön und sehr kunstvoll. Doch ich war nicht auf die vielen Touristen vorbereitet. Nach der vorherigen Woche auf dem Land war ich daran nicht mehr gewöhnt. Es fühlte sich an wie ein komischer Kulturschock. Wie sich herausstellte, leben viele Amerikaner in der Stadt oder haben ihre Sommerhäuser dort. Dadurch wirkt die Stadt ziemlich amerikanisiert. Doch trotzdem kommt der mexikanische Charme natürlich durch. Wie immer ist der Zócalo die erste Anlaufstelle. Hier findest du bereits eine prächtige Kirche, die du auch von innen besichtigen solltest. Bist du am Abend an dem Hauptplatz kannst du dir noch ein Ständchen von den Mariachis singen lassen. Egal ob Tag oder Nacht – hier ist immer was los.
Spontan weiter nach Hidalgo
Nach einem kurzen Stadtrundgang entschieden wir uns spontan dazu, noch weiter nach Hidalgo zu fahren. Dort sollte es weniger touristischer sein und mehr Geschichte und Kultur Mexikos geben. Nach weiteren 40 km Motorradtour standen wir auf dem nächsten Zócalo mit der nächsten prächtigen Kirche. Direkt nebenan befindet sich das Museo de la Independencia. In dem Museum wurde die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Einen Besuch kann ich nur empfehlen. Ich fand es wirklich interessant und eindrucksvoll, mehr über die Geschichte und die wichtigen Persönlichkeiten zu erfahren.
Im Anschluss an den Museumsbesuch kannst du auf dem danebenliegenden Markt vorbeischauen. Dort findest du günstiges Mittagessen, typisch mexikanisch und frisch zubereitet. Für einen Nachtisch solltest du wieder zurück zum Hauptplatz und bei einem der Eishändler zuschlagen. Die Eissorten dort sind für ihre Kuriosität bekannt. Unter den über 40 Eissorten findest du Avocado, Mezcal, Kaktus, Kiwi und viele mehr. Das Gute ist, die Verkäufer geben dir einen Probierlöffel, wenn du dich nicht entscheiden kannst. Ich gestattete mir 5 Anläufe, bevor ich mich entschieden hatte. Definitiv interessante Geschmäcker, die du mal probiert haben musst!
Huapango & Tarimoro – 2 Dörfer in Guanajuato
Die beiden Orte Huapango und Tarimoro lassen sich gut auf einem Roadtrip verbinden. Hierzu musst du aber mobil sein und ein Auto/Motorrad zur Verfügung haben. Beide Orte würde ich eher als Dörfer oder Kleinstädte beschreiben. Besonders in Huapango ist nicht viel los, doch es gibt trotzdem ein Highlight. Mitten im Ort steht eine Kirche komplett aus Stein: Parroquia de Nuestra Señora de Guadalupe. Die Architektur ist schon von außen besonders, doch im Inneren hat sich noch etwas versteckt. Unter den Fensterbildern finden sich Abbildungen der Ureinwohner, was ich zuvor noch nie gesehen hatte. Das hat mich genauso erstaunt wie beeindruckt. Gegenüber der Kirche befinden sich einige Prachtbauten und Betonklötze, wie ich sie nennen würde. Anscheinend haben viele Amerikaner ihren Zweitwohnsitz in dem Ort, was auch die Hochsicherheitssysteme und teuren Autos im Inneren erklärt.
Bei der Abfahrt aus Huapango sind wir noch an einem Bäckerauto vorbeigekommen. Anstatt einer Bäckerei wird Brot und Gebäck aus dem Kofferraum verkauft. Wir haben natürlich zugeschlagen, denn es sah echt lecker aus und war recht günstig. Kommst du also mal an einem Auto voller Brot vorbei, schlag zu!
Auf dem Rückweg haben wir noch in Tarimoro gehalten, einem süßen Örtchen mit hübschem Zócalo und aufwendig verzierter Kirche im Inneren. An den Straßenrändern gibt es kleine Läden aller Art. Wir bewegen uns wieder unter Locals und abseits der Touristen. Bist du in der Gegend, kannst du einen kleinen Abstecher machen. Einen richtigen Trip würde ich dorthin nicht unbedingt planen. Da lockt das nächste Ziel mehr.
Die Stadt Guanajuato selbst
Mich hat besonders die Stadt Guanajuato fasziniert. Wir haben einen langen Tagestrip mit dem Auto hierher unternommen und darüber bin ich wirklich froh. Vom ersten Moment an habe ich mich in Guanajuato verliebt und schon halb mein nächstes Studium dort geplant. Es handelt sich um eine wirklich schöne Stadt mit bunten Häusern, schmalen verwinkelten Gassen und vielen Studenten.
Was genau es dort zu sehen gibt, verrate ich dir im nächsten Artikel.
Fazit zu Guanajuato
Der Bundesstaat Guanajuato ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Du hast die Auswahl zwischen malerischen bekannten Städten oder ruhigeren Kleinstädten. Für jede Person und jeden Reisestil ist etwas dabei! Tauche ein in das amerikanisierte Leben in San Miguel oder wandle auf den Spuren der Geschichte Mexikos. Besichtige eine steinerne Kirche in einem Bergdorf oder spüre das Studentenleben in Guanajuato selbst. Dir sind keine Grenzen gesetzt!
Ansonsten bist du schnell in Mexiko-Stadt, falls du dort ankommst oder von dort abfliegst. Auch Guadalajara ist nicht weit entfernt, sodass du die Orte gut miteinander verbinden könntest. Für uns ging es zurück nach Mexiko-Stadt. Dort haben wir uns allerdings nicht lange aufgehalten, sondern lieber noch die letzten Tage mit „Uncle“ in Celaya genossen.
P.S.: Während meiner Mexiko-Reise habe ich gemerkt, wie sehr ich doch das langsame Reisen und das tiefe Eindringen in das Reiseland genieße. Unter diesem Motto sollen auch meine nächsten Reisen stehen. Welche Auswirkungen das langsame Reisen hat und wie positiv es für dich sein kann, erkläre ich dir in meinem Artikel zu Slow Travel. Klicke auf den Link, wenn du mehr erfahren möchtest!
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