Ein Gefühl von Sicherheit auf Reisen entsteht nicht nur durch die unmittelbare Umgebung. Auch in einem „sicheren“ Land kannst du dich unsicher fühlen. Häufig ist es eine Sache des Mindsets. Außer du bewegst dich in einer wirklichen Gefahrenzone, wie einem Kriegsgebiet. Doch in solche Zonen reisen wir normalerweise nicht, wenn wir die Wahl haben.

Ich bin in den letzten Jahren viel in Nord- und Lateinamerika herumgereist. Vor manchen Ländern wurde ich gewarnt, denn sie seien wohl zu gefährlich. Ich solle mir lieber ein anderes Ziel aussuchen, um mehr Sicherheit auf Reisen zu haben. Doch letztendlich entscheide ich selbst, wo ich meine, sicher reisen zu können. Es hat nämlich viel damit zu tun, wie man reist und worauf man Acht gibt. Lass mich dir von einer etwas anderen Situation in Kanada – einem als sicher eingestuften Reiseland – erzählen.

Sicher reisen in Kanada

Ich war gerade mit dem Hund draußen und muss sagen, es ist doch immer wieder interessant, wie einen die Umgebung beeinflusst. Ich befinde mich in Kanada, in einer ruhigen Nachbarschaft mit reihenweise großen bis prächtigen Häusern. Die dunkle Jahreszeit ist da und es wird kalt. Die Nächte neigen sich den Minusgraden zu, es ist nass und windig. Das hält mich nicht davon ab, vor die Tür zu gehen. Ich genieße es, bei Wind und Wetter meine Umgebung zu erkunden. So auch an diesem Abend

Ich habe mir einen Pulli und eine Jacke übergeworfen und bin raus in die Nacht. Da es schon kalt war, zog ich mir meine übergroße Kapuze über. In meinem Outfit kam ich mir fast wie eine Kriminelle vor… oder wie ein unanständiger Teenager. Dunkle Jogginghose, Riesenkapuze, aber immerhin einen kleinen Hund an einer pinken Leine. Wir geben schon ein merkwürdiges Bild ab. Das haben sich vermutlich auch die 2 Personen gedacht, denen wir im Halbdunkel begegnet sind.

Sicherheit auf Reisen je nach Land

In anderen Gegenden hätte ich mich so nicht vor die Tür getraut. Auf meinen bisherigen Reisen habe ich es in manchen Ländern eher vermieden, nachts im Dunkeln vor die Tür zu gehen – geschweige denn ganz allein (den kleinen Hund zähle ich mal nicht zu meiner Verteidigung). Mal zu Recht, mal zu Unrecht. Denn oft, wenn ich mich an einem Ort nicht ganz sicher fühle, ist es nicht unbedingt aus dem Grund, weil er es nicht ist. Es sind vielmehr die Medien und die Kommentare von Bekannten, die mich aus der Bahn werfen. Wenn dir immer wieder gesagt wird, wie gefährlich eine bestimmte Gegend doch sei, beschleicht dich öfter eine gewisse Angst. Bist du stattdessen in einem Land unterwegs, das als sicher betitelt wird, verhältst du dich anders.

„Ein großer Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Furcht.“

Jean Paul Sartre

Nichtsdestotrotz ist mein Unterbewusstsein seither geschärft. Meine erste Reise in Südamerika bin ich sehr naiv und leichtsinnig angegangen und habe schnell daraus gelernt. Seitdem lege ich mehr Vorsicht und Obacht an den Tag. Nicht nur auf Reisen, sondern auch in der Heimat. Es kommt nicht nur auf unbekannte Orte mit vermeintlich hohen Kriminalitätsraten an. Unfälle können überall geschehen. Daher lasse ich mich nicht davon abhalten, andere Orte zu entdecken.

Gefahr in Kanada

Wie dem auch sei… Ich bin also auf einen Abendspaziergang gegangen. Ich schlenderte durch die Straßen. Oder vielmehr leitete mich der Hund mit seiner schnuppernden Nase durch die Gassen. Auch wenn Pepper weniger als einen halben Meter groß ist, ist ihre Zugkraft und ihr Willen erstaunlich. Ich komme nur selten dagegen an. Wir streifen also durch die Gegend und landen in einer ziemlich dunklen Straße. Häuser links und rechts, doch Menschen kaum zu sehen. Alles scheint ruhig und nur wenige Straßenlaternen beleuchten die Straßen. Dafür erleuchten umso mehr Lampen an den Häuserwänden. Ich glaube, in Deutschland ist das häufig eher andersherum der Fall.

Foto von Hund Pepper
Darf ich vorstellen: Das ist Pepper mit Winterfell

Wir kommen an einem Haus vorbei, an dem ein Mann gerade auf dem Weg in seine Garage ist. Pepper blickt mit erhobener Nase zurück und sieht ihn forschend an. Der Mann dreht sich um und geht in Richtung seines Hauses. Pepper gibt sich geschlagen und wir schlendern langsam vorwärts. Da erhebt sich die Stimme des Mannes: „Excuse me, I gotta warn you“. Aus Erfahrung und Instinkt heraus schießen mir viele Gedanken durch den Kopf.

Als ich das Haus verlassen hatte, kam ich mir selbst kriminell vor in meinem Aufzug. Das ließ mich darüber nachdenken, wie unsicher ich mich in manchen Gegenden allein auf den dunklen Straßen fühle. Mir kamen kurz Gedanken, wie und weshalb es hier anders sei. Doch bei den Worten des Mannes spekulierte ich direkt, wovor er mich denn warnen wollte. Lauerte am dunklen Ende der Straße Gefahr? Sollte ich mich lieber nicht allein hier aufhalten? Vor wem muss ich mich in Acht nehmen?

Reaktion auf Unsicherheit und Gefahr

Meine Überlegungen kommen nicht von irgendwoher. Es ist nicht das erste Mal, dass mich Einheimische vor potenziellen Gefahren warnen. Schon in den USA, in Mexiko, in Brasilien, in Chile, … so gut wie überall wurde mir gesagt, es wäre nicht sicher, mich hier auf den Straßen aufzuhalten und ich solle mich in Acht nehmen. Vermutlich war es nicht immer ganz unbegründet, vor allem, wenn ich mit meinem ganzen Hab und Gut unterwegs war. Sie meinten es gut und wollten mich schützen. So auch der Mann an diesem Abend.

Doch seine tatsächliche Warnung brachte mich zum Schmunzeln. Die Gefahr war eine Stinktierfamilie. Anscheinend hatten ein paar Stinktiere um sein Haus herum ihr Unheil angerichtet und seinen eigenen Hund verpestet. Ich ging vorsichtshalber einen Schritt schneller, doch meine zuvor aufgekommenen Zweifel waren versiegt. Ich brauchte mich nicht zu fürchten. Ich war in Sicherheit, wenn auch nicht sicher vor üblem Gestank.

Fazit zu Sicherheit auf Reisen

Es ist gut, geschärfte Sinne in manchen Situationen zu haben. Häufig warnt dich dein Instinkt nicht aus unbestimmtem Grund. Ein Gefühl von Unsicherheit ist meistens begründet. Es kann in Erfahrungen verwurzelt sein oder eine Reaktion auf die Umgebung sein. Wichtig ist trotzdem, dass du dich auf deine eigene Einschätzung verlässt bzw. die der Locals berücksichtigst. Es mag sein, dass deine Familie in der Heimat dich vor Gefahren warnt und besorgt ist, wenn du in einem fernen Land unterwegs bist. Doch nehme dir ihre Sorgen nur zu Herzen, wenn sie bereits selbst in deiner Reiseregion unterwegs waren.

Ein wahres Bild der Realität kann man sich nur machen, wenn man selbst vor Ort ist. Berichte aus den Medien mögen zwar wahr sein, doch häufig auch verzerrt. Mache dir dein eigenes Bild und lerne aus deinen Erfahrungen. Nach ein paar Monaten auf Reisen wirst du geschult darin sein, Gefahren zu erkennen und zu umgehen.

„Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.“

Erskine Caldwell

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