Vegan reisen kann herausfordernd sein. Doch das heißt nicht, dass es unmachbar oder gar lästig ist. Mit den richtigen Tricks kommst du in jedem Land gut zurecht und wirst immer etwas auf deinem Teller haben. Ich habe auf jeder meiner Reisen dazugelernt, nachdem ich mich in die Landesküche eingefunden hatte. Wie das aussieht und wie ich mir das Einkaufen und Kochen mittlerweile vereinfache, liest du hier.

Ich habe einige Rundreisen hinter mir, auf denen es alle 2-3 Tage an den nächsten Ort ging. Einkaufen kann da echt kompliziert sein und erfordert ein wenig Planung. Du willst schließlich nicht allzu viel Essen mitschleppen oder wegschmeißen. Doch nur für ein paar Portionen einzukaufen, ist auch schwierig und oftmals teurer. Wie gestalte ich das Einkaufen beim vegan reisen, damit es praktisch und günstig bleibt?

Ich versorge mich am liebsten selbst und gehe nur ab und zu in lokale Restaurants. Natürlich gehört es dazu, das landestypische Essen zu probieren und sich mal verwöhnen zu lassen. Doch um den Geldbeutel zu schonen und mich gut zu fühlen, koche ich die meiste Zeit lieber selbst. Dazu schaue ich immer, dass ich in meiner Unterkunft eine Küche zur Mitbenutzung habe. In den allermeisten Hostels ist das sowieso der Fall und bei Privatunterkünften über Airbnb kannst du es in den Filtereinstellungen angeben. Hotels fallen bei mir sowieso raus, da mir das grundsätzlich zu teuer und einschränkend ist. Wie ich weitere Herausforderungen beim vegan reisen grundsätzlich löse, kannst du in meinem Artikel dazu nachlesen.

Meine Tipps zum vegan reisen

  1. Überlege dir ein paar Standardrezepte
  2. Lege dich auf Basisprodukte fest
  3. Kaufe Obst und Gemüse auf dem Markt
  4. Vermeide Großpackungen
  5. Lege dir einen kleinen Grundvorrat an
  6. Greife zu Dosen
  7. Sei nicht zu streng mit dir
  8. Habe immer Notfallsnacks parat
  9. Achte auf Abwechslung unter der Woche

Tipp 1: Überlege dir ein paar Standardrezepte

Bevor du einkaufen gehst, solltest du ein paar Standardrezepte parat haben. Zumindest am Anfang. Später wird es einfacher werden, das Einkaufen und Kochen spontan zu planen und mehr zu improvisieren. Sobald du siehst, was in deinem Reiseland verfügbar ist, setze das in ein paar gängige Rezepte um. In Mexiko wirst du vermutlich öfter zu Reis und Bohnen greifen, während in Italien mehr Pasta und Tomaten auf dem Plan stehen. Ein paar Kochideen und deren Zutaten im Hinterkopf zu haben, erleichtert das Einkaufen sehr. Du riskierst nicht, nach deinem Einkauf kein vernünftiges Gericht mit deinen Zutaten gezaubert zu bekommen und vermeidest, zu viel zu kaufen.

Vegan reisen in Mexiko: Bohneneintopf mit Guacamole
Ein typisch mexikanisches Essen: Reis-Bohnen-Eintopf mit frischer Guacamole

Tipp 2: Lege dich auf Basisprodukte fest

Auf schnellen Reisen wirst du dich in der Vielfalt etwas einschränken müssen. Daheim hast du vermutlich oft einen Basisvorrat an den Grundnahrungsmitteln lagern und kannst jeden Tag zu etwas anderem greifen. Kaufst du auf Reisen allerdings jedes Mal eine Packung Reis, Nudeln und Kartoffeln, wirst du immer etwas übrighaben. Wechsle die Basics lieber nach und nach ab. Wähle jeweils eine Packung und plane 2-3 Rezepte dazu. Beim nächsten Einkauf kannst du zu einem anderen Produkt greifen und deine Woche so abwechslungsreich gestalten. Ich spreche aus Erfahrung: Angefangene Reis- und Nudelpackungen können wirklich schwer werden, wenn du sie ständig von Ort zu Ort tragen musst.

Tipp 3: Kaufe Obst und Gemüse auf dem Markt

Das Gleiche gilt für Frischware. Ich gehe für frisches Obst und Gemüse am liebsten auf lokalen Märkten einkaufen und probiere mich durch die regionale Ware. Das ist oft schon eine Sehenswürdigkeit für sich und lässt dich richtig in die Kultur eintauchen. Du kommst in Kontakt mit Einheimischen und kannst dir Kochtipps von ihnen geben lassen. Oft ist es einfacher, Einzelwaren zu bekommen. In Supermärkten sind die günstigen Waren oft in Großpackungen eingepackt. Mit einem 2kg-Beutel Möhren wirst du es schwerer haben als mit ein paar selbst ausgesuchten. Auf dem Markt bist du sehr viel flexibler unterwegs.

Gemüse auf dem Markt in Brasilien
Eine riesige Auswahl an lokalen Gemüsen auf dem Markt in Brasilien

Auch hier ist meine Taktik: Reduziere dich auf 2-3 Sorten pro Einkauf. Hast du schon Nudeln besorgt, überlege welches Gemüse gut zu ihnen passt und wie du sie zubereiten magst. Kaufe das Nötigste dafür ein und dazu ein wenig Obst, dass du in den nächsten 2-3 Tagen essen wirst. Kaufst du zu viel, wird es vermutlich schlecht, bevor du es aufessen kannst oder weiterreist. Besonders Frischware nehme ich nicht gerne mit, außer ein wenig Rohkost und einen Apfel als Proviant. Doch der Rest sollte vorher aufgegessen sein.

Tipp 4: Vermeide Großpackungen

Ein wichtiger Punkt ist die Mengenauswahl. In einigen Ländern wirst du vor vielen Großpackungen stehen. Besonders in den USA und Kanada finde ich das anstrengend. Ich kann schließlich in wenigen Tagen keine 2 Liter Pflanzenmilch verbrauchen. Doch mittragen geht auch nicht. Leider sind die Großpackungen hochgerechnet oft günstiger. Aber wenn du sie am Ende wegschmeißen musst oder sie schlecht werden, hast du auch nichts gespart. Entscheide dich lieber für die kleineren Varianten. Solltest du mal länger an einem Ort verweilen, kannst du dementsprechend aufstocken.

Riesenmöhre in kanadischem Supermarkt
Nicht nur Großpackungen, sondern auch Riesengemüse gibt es in Kanada

Tipp 5: Lege dir einen kleinen Grundvorrat an

Bei Grundvorrat meine ich nicht eine Speisekammer voll Reis, Nudeln, Kartoffeln und eingelegten Gurken. Es geht mir um kleine Dinge, die du immer wieder nutzen wirst. Versorge dich mit den wichtigsten Gewürzen wie Salz, Pfeffer, Paprika und ein paar Kräutern. Sofern du nicht zu Großpackungen greifst, kannst du sie einfach einpacken und von Ort zu Ort mitnehmen. Es ist nämlich unsinnig, sich immer wieder mit den Basics ausstatten zu müssen.

Salz und Pfeffer findest du zwar öfter in Unterkünften, doch nicht zwangsläufig. Dafür kannst du öfter mal Einzelpackungen in Restaurants oder Imbissbuden finden. Wir haben z.B. in Kanada eine Tüte voller Salz- und Pfefferbeutelchen von Tim Hortons gefüllt, die uns durch ganz Mexiko begleitet hat. Ohne die wäre das Essen manchmal echt fad gewesen. Auch an Ketchup und Senf kommst du so mal ganz gut. Ich bin auf den letzten Reisen echt etwas fanatisch geworden und habe überall Soßentütchen mitgehen lassen. Es wurden so viele, dass ich zurück in Deutschland immer noch Senf aus Einzelpackungen zu essen hatte.

Tipp 6: Greife zu Dosen

Dosen mögen grundsätzlich etwas verpönt sein, doch auf Reisen sind sie unheimlich praktisch. Besonders bei Hülsenfrüchten wie Kichererbsen, Bohnen und Erbsen greife ich gerne zu Dosenware. Daheim kaufe ich sie bevorzugt roh und koche sie selbst ein, um Müll zu reduzieren. Doch unterwegs ist dafür keine Zeit und oft auch kein Platz. Wenn du nur 2 Tage an einem Ort bleibst und tagsüber unterwegs bist, wirst du vermutlich wenig Lust haben, deine Kichererbsen stundenlang einweichen zu lassen und dann aufzukochen. Die Dose ist dabei eine gute Wahl und genauso gesund. Ich greife schließlich nicht zu vorgekochtem Essen wie Dosenravioli oder ähnlichem.

Vegan reisen und selbst versorgen beim Camping
Auch beim Camping sind Kichererbsen aus der Dose super

Tipp 7: Sei nicht zu streng mit dir

Im Hinblick auf den Nachhaltigkeitsaspekt habe ich mit der Zeit gelernt, nicht allzu streng zu sein. In vielen Ländern wird Nachhaltigkeit noch nicht so großgeschrieben wie in Deutschland und es ist schwieriger, Plastikmüll zu vermeiden. Das sollte dir nicht die Freude am Reisen nehmen und dich einschränken. Überlege lieber, wie du es auf andere Weise kompensieren kannst. Ich habe zum Beispiel immer einen Jutebeutel dabei für den Fall, dass ich etwas kaufe. In Nord- und Lateinamerika hilft das beim Einkaufen nicht immer. Die Länder sind darauf programmiert, dir so viele Plastiktüten wie möglich für deine Einkäufe anzudrehen, dass ich manchmal unhöflich werden muss. Aber meine paar Sachen in 8 Tüten eingepackt zu bekommen, geht mir dann doch zu weit. Ich halte immer meinen Rucksack und Beutel bereit und fülle diese zuerst. Wenn ich doch mehr Plastiktüten angedreht bekomme, verwende ich sie wieder und packe angefangene Lebensmittel zur Weiterreise darin ein.

Tipp 8: Habe immer Notfallsnacks parat

Denke daran, dir ein paar Notfallsnacks einzupacken. Es kann mal vorkommen, dass du unterwegs keine ansprechende vegane Option findest. Sei darauf vorbereitet und stille deinen Hunger mit einem Snack. Ich greife am liebsten zu Nüssen und Trockenfrüchten. Sie versorgen dich mit Energie und stillen den Hunger für eine Weile. Du kannst sie einfach mitnehmen und sie nehmen keinen Platz weg. Energieriegel sind auch gut, allerdings oft teurer und nicht immer vegan oder so gesund. Ansonsten darf ein frischer Apfel für den Tagesproviant nicht fehlen. In den meisten Fällen wirst du aber garantiert etwas zu essen finden, wenn auch mal ein selbst improvisiertes Mittagessen aus dem Supermarkt.

Mittagssnack auf der Straße in Brasilien, Rio de Janeiro
Mal ein günstiges Mittagessen am Straßenrand in Rio: Brot und veganer Aufstrich mit Salat aus dem Supermarkt

Tipp 9: Achte auf Abwechslung unter der Woche

Wie bereits erwähnt, wirst du auf Reisen nicht die gleiche Vielfalt wie zuhause haben. Außer du verweilst längere Zeit an einem Ort und kannst wie gewohnt einkaufen und dich ausstatten. Trotzdem bleibt eine ausgewogene Ernährung essenziell. Achte darauf, die Nahrungsmittel unter der Woche abzuwechseln und zu verschiedenen Waren bei deinen Einkäufen zu greifen. Das betrifft abgepackte Ware genauso wie Obst und Gemüse. Du willst schließlich alle deine Nährstoffe decken.

Ein typisches Frühstück beim vegan reisen
Mein typisches Frühstück in Mexiko: Haferflocken mit frischem Obst

Vielfalt bedeutet nicht nur, unterschiedliche Produkte einzukaufen. Du kannst auch mit den gleichen Produkten und etwas Kreativität Vielfalt zaubern. Überleg nur mal, was Kartoffeln alles können. Du kannst sie anrichten als: gekochte Kartoffel, Kartoffelpüree, Bratkartoffel, Ofenkartoffel, Kartoffelauflauf, Pommes, … Dir sind keine Grenzen gesetzt. Nebenbei sich abwechselnde Beilagen und schon hast du einen abwechslungsreichen Kochplan für die Woche. Think out of the box. Ich habe schon öfter auf Essen aus der Heimat Lust gehabt und wollte zum Beispiel mal ein Brot backen. In der Unterkunft hatte ich allerdings keinen Ofen. Bei der Rezeptsuche habe ich ein einfaches Pfannenbrot gefunden. Heute gehört es zu meinem gängigen Repertoire und ich greife gerne zu der einfachen Brotvariante aus der Pfanne zurück. Schnell und unkompliziert – so gefällt es uns, wenn wir vegan reisen.

Fazit

Vegan reisen ist nicht so aufwendig und anstrengend, wie man meinen mag. Es kommt nur darauf an, die richtigen Tricks zu kennen. Du musst dich in die fremde Esskultur einfinden und dich an ihren Möglichkeiten orientieren. Oft bedeutet das keinen Verzicht, sondern vielmehr eine Bereicherung. Ich gewinne auf jeder Reise an Kochideen dazu und erweitere meine Rezeptsammlung damit. Sei offen und kreativ und es wird dir einfacher fallen. Halte dich zu Beginn an die Basics, die es überall gibt, und werde von dort aus immer abenteuerlicher. Das muss nicht immer gelingen. Wir sind auf dem Markt in Mexiko mal auf „Bohnen“ hereingefallen, die wir lange eingelegt und gekocht haben. Nachdem sie nach vielen Stunden immer noch steinhart waren, haben wir gemerkt, dass wir an Kaffeebohnen geraten waren. Unser angedachtes Chili haben wir damit nicht gekocht, aber lachen können wir darüber noch heute.

Du siehst, es muss nicht immer reibungslos laufen und das wird es auch nicht. Du wirst aus jeder Situation lernen und dich weiter entfalten. Das betrifft alle Lebensbereiche und schließt auch die Kochkunst ein. Suchst du nach mehr Abwechslung oder brauchst noch einen kleinen Startantrieb? In meinem nächsten Artikel stelle ich dir meine liebsten veganen Reiserezepte vor, die alle auf den Tipps von heute basieren. Bleib gespannt und überlege schon mal, worauf du Hunger hast!

Hast du noch mehr Tipps rund um die Ernährung auf Reisen? Oder schwirren dir noch mehr Fragen zum vegan reisen im Kopf herum? Teile es gerne in den Kommentaren und starte einen hilfreichen Austausch für uns alle!

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