Hast du schon meinen Infoartikel zu Workaway gelesen und möchtest noch mehr erfahren? Oder weißt du schon über Workaway Bescheid und möchtest von ehrlichen Erfahrungen hören? Das biete ich dir hier: einen ausführlichen Einblick und einen ehrlichen Rückblick auf meine ersten Workaway Projekte in Brasilien. Wohin zieht es dich? In welche Länder, Regionen und in welche Art von Projekten? Wie bist du auf Workaway gestoßen und wie bist du bisher gereist? Suchst du nach Veränderung in deinem Reisestil und möchtest etwas Neues ausprobieren? Dazu bietet dir Workaway unzählige Möglichkeiten!
Mein erster Eindruck von Workaway
Mir erschien die Plattform von Anfang an sehr seriös und vielversprechend. Die unendlichen Projekte, durch die du stöbern kannst, verlocken einfach zum Reisen. Auch nach der Profilerstellung und dem Start der Hostsuche war ich sehr positiv gestimmt. Die Bedienung und die Kontaktaufnahme sind sehr simpel. Die verschiedenen Kategorien und Leitfragen bei den Profilen der Hosts ermöglichen einen guten Einblick in die Arbeit, die geleistet und von einem verlangt wird – nicht alle füllen es so ausführlich aus, aber meist gibt es schon einen guten Anhaltspunkt.
Die Wahl des Arbeitssektors
Was definitiv schwierig ist, ist das Entscheiden. Wie wähle ich das richtige Projekt aus? Was möchte ich überhaupt machen? In welchen Bereich und in welche Regionen zieht es mich? Möchte ich lieber aufs Land oder in die Stadt? Sehe ich mich im sozialen Bereich oder doch mit Tieren oder im Umweltschutz? All diese Möglichkeiten machen es natürlich nicht einfach, das Angebot für sich einzugrenzen – noch weniger, wenn man für alles offen ist. Was immer geht: einfach ausprobieren. Du kannst dich bei ganz vielen verschiedenen Personen melden und das annehmen, was am Ende funktioniert. Eine bereichernde Erfahrung wird es sicherlich sein, egal was es ist.
So war es auch bei mir. Anfangs wollte ich bei NGOs im sozialen Bereich mithelfen – Betreuung und Unterrichten von Kindern oder auch Gemeindearbeit. Doch da hat sich die Kommunikation als kläglich erwiesen, sodass es bei meinem letzten Trip nicht geklappt hat. Anfangs wollte ich mich nicht unbedingt umorientieren, weil ich zu der Zeit noch ein Studienprojekt im Kopf hatte, dass ich gerne mit der Reise verbinden wollte. Doch da ich keine andere Wahl hatte, ging ich dazu über, auch andere Hosts zu kontaktieren. Ich wollte nicht mehr unbedingt in Großstädte (wo es eine Unmenge an verfügbaren Workaways in Hostels gab), sondern viel lieber raus aufs Land. In Brasilien lag daher nahe, mehr ins Farmland zu gehen, da es dort die nächstgrößte Auswahl an Workaways gab.
Die Kontaktaufnahme über Workaway
Die ersten Kontaktversuche noch in Mexiko waren schwierig und unbefriedigend. Ich hatte nicht zu vielen schreiben wollen, um nicht allen absagen zu müssen, da meine Zeit im Land doch begrenzt war. Ich hatte noch keine Erfahrung, wie schnell und zuverlässig die Hosts sind und musste letztendlich ohne eine Rückmeldung das Land verlassen. Rückblickend hatte ich wohl Erfolg haben können, wäre ich beharrlicher gewesen. Wenn dir ähnliches passiert, hak einfach nochmal nach oder such nach Alternativprojekten, die auf deine Route passen. Einen Versuch ist es wert!
Für die Weiterreise nach Brasilien habe ich mich eher um die Workaways gekümmert, weil ich dort direkt starten wollte. Dabei hatte ich dieses Mal mehr Glück und erhielt schnell Nachrichten und Zusagen. Die musste ich also nur noch zeitlich so einplanen, dass eine durchführbare Reiseroute entstand und schon konnte es losgehen. Trotzdem habe ich bewusst kleinere Lücken gelassen und nicht meine gesamte Reisezeit mit Workaways vorgeplant. Die Spontaneität und Flexibilität, die ich gewohnt war, wollte ich mir nicht nehmen lassen.
Meine Workaway Erfahrungen in Brasilien
Mich verschlug es also auf 3 verschiedene Farmen in den Staaten São Paulo und Minas Gerais. Doch bei keiner einzigen ging es wirklich um Farmarbeit. Die Hosts und Arbeitsbereiche waren sehr verschieden, was mir gut gefallen hat. Ich hatte mich zwar darauf gefreut, bei der Gartenarbeit zu helfen und mehr dazuzulernen, aber das stand nirgendwo wirklich auf dem Plan. Dafür gab es anderes zu lernen und zu erleben.
Sprachtandem im ländlichen Andradas
Mein allererstes Workaway hat mich in einen kleinen Ort etwa 2 Stunden nördlich von São Paulo verschlagen. Ich blieb ein paar Tage bei einem jüngeren Mann, der gerne Austausch in Englisch und Deutsch haben wollte. Im Profil war noch angegeben, man könne bei der Farmarbeit helfen, da das Haus von etwas Land umgeben war. Da ich allerdings in der Regenzeit ankam, gab es dort nicht viel zu tun, sodass es tatsächlich nur um ein paar Stunden Konversation an den Abenden ging.
Das Schönste war, dass uns der Host mit in seinen Alltag mitgenommen und sogar in seinen Freundeskreis eingeführt hat. Es gab genügend freie Tageszeit, um die Umgebung zu erkunden und einige der Extremsportarten der Region auszuprobieren. Die Leute rundherum waren total herzlich und motivierend. Der Empfang in Brasilien hätte besser nicht sein können. Da der Hosts allerdings über die Wochenenden nach São Paulo zum Arbeiten musste, konnten wir nur wenige Tage bleiben. Schon dort habe ich gemerkt, dass ich längere Projekte bevorzuge, die mindestens 2 Wochen gehen. Denn ein wenig Eingewöhnungszeit ist schön. Man lernt sich zwischenmenschlich besser kennen, kann sich mehr austauschen und wirklich ankommen. Nur von einem Ort zum nächsten zu hasten gefällt mir nicht so gut, da mir die Bindungen zu oberflächlich bleiben. Nichtsdestotrotz war die erste Zeit im Land wunderbar.
Catering und Events auf einer alten Kaffeefarm
Für das nächste Workaway ging es zurück nach São Paulo und von dort etwa 2 Stunden östlich aufs Land. Gute 7 Kilometer von der Stadt entfernt, lag die ehemalige Kaffeefarm, die sich nun auf Workevents und Catering spezialisiert hatte. Das habe ich so richtig erst verstanden, als ich ankam und die Arbeit begann. Beim ersten Rundgang suchte ich noch vergeblich nach den Kaffeepflanzen und entdeckte nur ein paar Bananenbäume und Kräutersträucher.
Wir waren insgesamt 4 Freiwillige, die vorwiegend in der Küche gebraucht wurden. Es stand ein größeres Event bevor, auf dem wir als Cateringunternehmen gebucht waren, weshalb vieles vorbereitet werden musste. Ebenfalls stand eine Arbeitswoche an, zu dem Remote Worker auf die Farm kamen und dort arbeitsausgleichenden Aktivitäten nachgingen und bekocht wurden.
Im Vergleich zum ersten Workaway stand hier viel Arbeit an – so viel, dass wir zum Teil über das eigentliche Maximum gearbeitet haben. Mir hat das nichts gemacht, denn sonst gab es nichts wirklich zu tun, da um uns herum nur Land war. In unserer Freizeit konnten wir dafür das ganze Areal erkunden, den Pool und die Sauna nutzen sowie in den Wasserfällen auf dem Gelände baden. Das war es definitiv wert!
Da wir Freiwilligen ein eigenes kleines Haus hatten, saßen wir oft zusammen und haben Karten gespielt oder uns ausgetauscht. Einige Abende haben wir gemeinsam gekocht und gegessen, sodass ein nettes Gemeinschaftsgefühl entstanden ist. Das gefiel mir richtig gut, auch wenn dadurch natürlich das Brasilianische kürzer kam. Denn auch unsere Hosts haben gerne Englisch gesprochen sowie auch die Gäste während des Workevents. Die Küchencrew sprach allerdings nur Portugiesisch, weshalb während des Arbeitstages doch viel gelernt werden konnte. Und das Beste natürlich: eine Menge an brasilianischem und argentinischem Essen (eine der Köchinnen kam ursprünglich aus Argentinien), dessen Rezepte wir selbst lernen konnten.
Maintenance und Familienleben im brasilianischen Regenwald
Nach dem doch sozialen Leben auf der Kaffeefarm kam dann eine 180°-Wendung. Es ging auf eine wirklich abgelegene Farm hoch oben im Dschungel in Minas Gerais. Dort lebte eine Familie mit 2 Jungs, die Unterstützung brauchte. Das Grundstück war ziemlich weitläufig, doch weniger typisches Farmland. Stattdessen gab es mehrere Häuschen, die als Ferienwohnungen untervermietet wurden. Die erste Aufgabe war daher, einen der Wege zu zementieren und bei einigen Renovierungen auszuhelfen. Zwischendurch durften die Kinder bespaßt werden, da sie an kulturellem Austausch interessiert waren und einen Einblick in andere Hobbys bekommen sollten. Dazu wurden wir auch in das Familienleben integriert, konnten gemeinsam kochen und essen oder im Pool spielen.
Erwartbar, aber dennoch herausfordernd war das Tierleben dort oben. Die Wände und Ecken waren voller Riesenspinnen, die sich auf die Jagd nach Mücken und Schmetterlingen machten. Die dünne Matratze auf dem Fußboden, die als Schlaflager diente, versprach da wenig Sicherheit. Dementsprechend schlaflos und besorgt waren vor allem die Nächte. Da es in Brasilien das ganze Jahr über um 18 Uhr dunkel wird und erst um 6 Uhr wieder hell, war man gute 12 Stunden dort gefangen. Bei Dunkelheit rausgehen konnte man nicht mehr wirklich, denn das Tierleben war in vollem Gange und es war stockdunkel. Drinnen war es allerdings auch nicht viel angenehmer, sodass die Abend- und Nachtzeit zu einem kleinen Horror wurde. Umso schöner war es, wenn es endlich hell wurde und ich den Sonnenaufgang hinter den Bergen beobachten konnte.
Aufgrund letzterer Strapazen verlies ich die Familie früher, als ursprünglich geplant. Das war zwar sehr schade für die Kinder, da diese natürlich eine Bindung zu einem aufbauen. Doch das Ambiente konnte ich nicht länger aushalten, da ich es einfach nicht gewohnt war und schon in Deutschland eine leichte Spinnenphobie entwickelt hatte. Dass ich überhaupt eine Woche zwischen ihnen ausgehalten habe, war schon erstaunlich. Zumindest weiß ich nun besser, worauf ich in Zukunft verstärkt achten werde.
Fazit meiner Workaway Erfahrungen
Meine Erfahrungen mit Workaway waren alle sehr unterschiedlich, auch wenn sie eigentlich im gleichen Bereich lagen. Jede hatte ihre Eigenheiten, Pros und Contras. Bei allen konnte ich neue Skills lernen und mehr über das Leben der Brasilianer erfahren. Obwohl der Großteil meiner Hosts bevorzugt Englisch gesprochen hat, gab es zwischendurch doch immer mal die Möglichkeit, das Portugiesische zu üben. Nichtsdestotrotz hat es mich gefreut, den Locals mit ihren Englischkompetenzen auszuhelfen, da das in Brasilien nicht immer einfach ist.
Ich kann jeden nur dazu ermutigen, sich zu trauen und daran zu versuchen, Neues auszuprobieren. Es gibt immer etwas zu lernen und Dinge, an denen man wachsen kann. Das Zusammenleben mit Einheimischen in ihrem Lebensraum ist total besonders und Workaway bietet dazu den idealen Rahmen. Zusätzlich senken sich die Reisekosten enorm, da Unterkunft, (Verpflegung) und evtl. Transport wegfallen. Ich persönlich bevorzuge Projekte, die auf etwa 2 Wochen angelegt sind. Die ersten Tage brauche ich zur Eingewöhnung, dann kann ich es genießen und tiefer in die Arbeit und Lebensrealität einsteigen. Je nachdem, wie viel und welche Arbeit auf dem Programm steht, kann es nach 2 Wochen schon einfältig werden, doch wenn es einem gefällt und Spaß macht, ist ein Verlängern meistens kein Problem – außer die Hosts sind schon komplett ausgebucht. Das erfährst du relativ schnell, wenn dem so ist. Also nimm dir Zeit, such dir was Schönes aus und tauche so richtig in das Leben in deinem Reiseland ein!